Reiten im Damensattel

Mai 2008: Im Mai fand auf der Rennbahn in Neuss wieder die Equitana Open Air statt. Auch der Verein Reiten im Damensattel e.V. war mit einem Informationsstand und mit Präsentationen der Pferde unter dem Damensattel zu sehen . Dieses mal hat es erstmals einen Leckerbissen gegeben: Es wurde eine Prüfung im Damensattel ausgeschrieben, an der auch Doro mit Glenn teilgenommen hat!

Auftritt im Park von Schloss Gymnich im Herbst 2006

Wie ich zur Damensattelreiterei kam… 

Ein Bericht von D. Stützel

Von der zunächst sehr exotisch klingenden Möglichkeit, sich im Seitsitz auf einem Pferd fortzubewegen, hatte ich schon lange etwas gehört und mich sehr dafür interessiert.

Während meiner Studentenzeit brachte eine Bekannte mal einen alten Damensattel mit, den sie von ihrer adeligen Großmutter geerbt hatte. Diesen legten wir ohne Ahnung von irgendwas auf meine Friesenstute und ich ließ mich eine Runde über den Hof führen; alles rutschte nach links und ich wollte nur noch auf festen Boden. Im Nachhinein weiß ich, dass der Balanceriemen fehlte, der Sattel viiiel zu eng war…. Danach war ich erstmal von meiner Experimentierfreudigkeit geheilt, zumindest für die nächsten 10 Jahre..

Da ich seit einiger Zeit immer mal wieder gerne bei Ebay herumgeschmökert hatte (ja ich weiß.., davon kommt meist nichts Gutes.. J ), schaute ich aus Neugier einfach auch öfter mal bei den Damensätteln nach. Eines schönen Tages fand ich ein sehr „günstig“ aussehendes Modell (neugebaut aus schwarzem Glattleder); 3,2,1 und es war meins!

Die Freude war groß; endlich kam das Paket, und der Inhalt konnte sogleich bei meiner 13jährigen Friesenstute „Glenn von Preusser“ ausprobiert werden! Drauflegen, festzurren und draufsetzen war eins. Hhhm, irgendwie fühlte es sich merkwürdig an… War das wirklich ein passender Sattel? Saß man auch richtig drauf? Also, so ganz wohl war mir nicht bei der Sache, und so wurde das „gute“ Stück gleich wieder eingepackt und weggestellt. Er rutschte auch, die Verschnallung war mir, trotz intensiver Literaturrecherche, unklar. Wenn DAS also Damensattelreiten sein sollte.., dann wohl ohne mich.

Nun fand ich in einem Buch den Hinweis, das frau ja wohl nur wirklich in den echten alten Sätteln glücklich sein würde.., wer mich kennt, weiß um meinen Starrsinn, also wurde ein letzter Versuch gestartet.

Wiederum bei Ebay, jetzt zur Abwechslung mal ein historisches Modell mit Wildlederbesatz (der wird doch bestimmt nicht so rutschig sein…). War zwar ein „kleines“ bisschen teurer als der erste… aber: was soll`s? 3,2,1 meins! (Dank an meinen theatralisch schweigenden Ehemann…)

Das Paket wurde bei unserem Nachbarn abgegeben, der natürlich unbedingt wissen wollte, was in diesem unförmigen Paket war. Auf meine Antwort, es sei ein Damensattel, erzählte er mir, er hätte vor kurzem in der Tageszeitung einen Bericht über einen Lehrgang für`s Damensattelreiten in Willich-Anrath gelesen. (Nov 2005) Leider blieb der Artikel in der grünen Tonne verschollen…Schade…)

Dieser Sattel fühlte sich schon bedeutend besser an. Ich testet ihn vorsichtshalber heimlich, damit ich mir nicht das Gestöhne meines verzweifelten Mannes anhören musste.., saß drauf…,-und alles war okay!? Ich rutschte nicht, das Pferdchen schien ihn zu tolerieren, aber wo bekommt man fachkundige Anleitung und Unterricht?!

Meine nächste Errungenschaft war ein auf meinen Breyer-Modell-Friesen passender kleiner Damensattel; als mein Mann neugierig den kleinen Sattel auspackte, war zufällig eine Bekannte anwesend, die sich bei dieser Gelegenheit als Urheberin des Zeitungsartikels entpuppte und es uns ermöglichte, uns an Bettina Keil vom RID (Reiten im Damensattel e.V.) zuwenden. Auf meinen Anruf erklärte Bettina Keil sich spontan bereit, stehenden Fußes nach Kempen zu kommen, um unsere Sättel und Pferde unter die Lupe zu nehmen: der schwarze nachgebaute Sattel war nicht wirklich empfehlenswert, aber das historische Modell lag wirklich sehr vielversprechend auf Glenns Rücken. Bettina lud mich ein, doch mal an einem der monatlich stattfindenden Treffen des RID teilzunehmen.

 

Im Frühjahr 06 fuhren wir also nach Ratingen und Neersen, wo wir auf diverse andere Damensattelfetischist(inn)en trafen. Mit großem Eifer wurde unter der Leitung von Bettina Grahner eine Damensattelquadrille einstudiert, die anlässlich der Equitana Open Air 2006 mit täglich wechselnder Besetzung zur Aufführung gebracht werden sollte. Da ich mich im Damensattel wohl fühlte und die anderen „Verrückten“ nett waren, schloß ich mich der Truppe gerne an. Die Verschnallungsprobleme wurden unter fachkundiger Anleitung gelöst, und kleine Anpassungen hilfsbereit durchgeführt.

So kam es, dass ich nur 3 Monate nach meinem Einstieg in die Damensattelreiterei in Neuss auf der Equitana mit dabei war. Glenn war an jedem Tag voll im Einsatz und hat mit Routine und Gleichmut auch die große Hitze und den Publikumsandrang gemeistert.

Durch den Erfolg der Show angestachelt nahmen Glenn und ich im Damensattel in Niederkassel (bei Bonn) an einer E- und einer A- Dressurprüfung teil. Trotz des regenschweren Bodens konnten wir in der A-Dressur sogar den ersten Platz belegen, und haben neben einem dicken Pokal und der Schleife auch noch eine für das erste Jahr kostenlose Mitgliedschaft im RID mit nach Hause genommen!

Weitere Highlights, die ich hauptsächlich dem Engagement der sehr umtriebigen Mitglieder des RID zu verdanken habe, waren die Teilnahme am Damensattel-Reitlehrgang mit Roger Philpot 2006 in Jüchen und die Teilnahme am ersten Tag des Pferdes in Erftstadt-Gymnich im November 2006.

Die andauernde Belastung des Sattels und das Alter (ca. 80 Jahre) haben dann doch ihren Tribut gezollt; er wurde „durchsitzig“. Über Bettina Grahner und Roger Philpot konnte ich dann Kontakte zur Damensattelexpertin und Sattlerin Laura Dempsey in England knüpfen, ihr anlässlich der National Show August 06 in England mein historisches Schätzchen zum Aufarbeiten bringen und dieses bei einem weiteren Besuch in diesem Jahr meisterlich restauriert wieder abholen.

 

 

Mittlerweile habe ich einiges über Damensättel gelernt; das erstbeste Angebot ist in den seltensten Fällen das wirklich beste. Einen gut aufgearbeiteten, gut passenden Damensattel mit einem intakten Sattelbaum zu finden erfordert viel Geduld, Kontakte und –leider – auch relativ viel Geld…Dabei sind meine Ebay-Experimente glücklicherweise noch gut verlaufen, da der alte deutsche Sattel passt…

Mit dem Ablauf des Jahres 2006 ging Glenn dann in die Babypause; im März 2007 hat sie ihr Fohlen „Yanina van Upstall“ zur Welt gebracht.

Was tun, denn am 01.04.2007 wollten wir uns alle in Krefeld zum Foto-Shooting treffen?! Also wurde kurzentschlossen ihre 6jährige Tochter „Falkje van Upstall“, die vorher noch keinen Einsatz im Damensattel absolviert hatte, dienstverpflichtet. Sie hat ihre Mama Glenn erstklassig vertreten, sodass wir dann doch mit insgesamt sechs Pferden auf dem Katharinenhof aufwarten konnten!

 

Ich bin sehr froh, dass ich über den RID so schnell so viele nette Kontakte und Hilfestellungen gefunden habe (an dieser Stelle noch einmal ganz herzlichen Dank an die beiden Bettinas!), und ich sehe schon mit viel Vorfreude der Sommersaison 2007 entgegen! Interessierte können  gerne weitere Informationen über das Damensattelreiten über unsere Link-Seite bekommen!

Ich hoffe, ich hab ein paar Leuten Mut gemacht, sich auch Hilfe in punkto „Seitsitz“ zu holen.., und wünsche allen Anderen, die noch keinen passenden Sattel gefunden haben, die nötige Geduld.

Mit friesischen Grüßen Doro (thea) Stützel

Beim Fototermin auf dem Katharinenhof 01.04.2007

Weitere Bilder vom Damensattelreiten, insbesondere von unseren Auftritten bei der Equitana-open air 2006 findet ihr unter www.ronjamaus.de