Wissenswertes zum Thema :

Collie-Eye-Anomaly (CEA)

Von D. und M. Stützel, Wall Street Collies

 Über die Collie Eye Anomaly (CEA) ist schon vieles geschrieben worden; hier sollen einmal schwerpunktmäßig die Vererbung der CEA und die Vorteile des mittlerweile durchführbaren Gen-Tests auf CEA beleuchtet werden.

 Der Augenhintergrund ist normalerweise im Bereich der Netzhaut gleichmäßig pigmentiert, und die Blutgefäße sind gleich-mäßig strukturiert. Beim Collie und verschiedenen weiteren Hunderassen kann eine erbliche, ungleichmäßige Ausprägung des Augenhintergrundes (Collie Eye Anomaly, Choroidale Hypoplasie) vorkommen. Die Veränderungen sind angeboren und nicht fortschreitend.

 In der Regel schränkt die am häufigsten vorkommende milde Form der CEA - die übermäßige Schlängelung von Blutgefäßen bei verminderter Pigmentierung des Augenhintergrundes - die Sehfähigkeit des Hundes nicht ein.

Höhergradige Fälle können durch eine Erweiterung (Staphylom) oder Vertiefung (Kolobom) des Sehnerveneintritts verkom-pliziert sein; sie können zu einer Einschränkung der Sehfähigkeit führen. In einigen Fällen kann es durch Einblutungen oder durch eine Netzhautablösung zur Erblindung des Hundes kommen.

Die CEA ist bereits im Alter von wenigen Wochen durch eine tierärztliche Untersuchung des Augenhintergrundes (ophthal-mologische Untersuchung) erkennbar. Alle Collies, die zur Zucht zugelassen werden sollen, müssen solch eine Augenunter-suchung bei einem darauf spezialisierten Tierarzt (möglichst Mitglied im DOK/ECVO) durchlaufen. Findet diese Untersuchung nach der 9. Woche statt, so kann es sein, daß ein milder Fall von CEA bereits nicht mehr nachzuweisen ist (sog. „Go-normal“, „laufen unter normal“). Ein solcher Hund würde dann als „klinisch CEA-frei“ eingeschrieben, obwohl er die Anlagen für CEA an alle seine Nachkommen weitergeben wird. Schwierig ist auch die Diagnose einer milden Form der CEA beim blue-merle Collie, da der Augenhintergrund beim Blue-merle ohnehin ungleichmäßig pigmentiert ist. Insbesondere in diesen Fällen ist der weiter unten beschriebene Gen-Test eine wertvolle Ergänzung zur ophthalmologischen Untersuchung.

Einen höhergradigen CEA-Befund kann man auch bei einer späteren Augenuntersuchung noch deutlich erkennen.

Collies, bei denen ophthalmologisch eine CEA festgestellt worden ist, dürfen laut Zuchtordnung nur mit CEA-freien Hunden verpaart werden, damit in der Nachkommenschaft möglichst wenig betroffene Welpen auftreten. Tiere mit höhergradigen Befunden wie Einblutung oder Netzhautablösung werden von der Zucht ausgeschlossen.

Seit einigen Jahren werden die Gene für die Vererbung der CEA erforscht.  Der CEA-Status des Hundes wird durch ein Gen von jeweils einem Elterntier festgelegt, also einem Gen-Paar. Treffen zwei CEA-Gene aufeinander, so ist der Collie affected (dt.: betroffen); ein CEA-Gen und ein nicht-CEA Gen ergeben einen Carrier (dt.: Träger); treffen zwei nicht-CEA-Gene aufeinander, so ist der Hund ein Non-Carrier (dt:. Nicht-Träger).
Ein Non-Carrier ist also der günstigste Fall. Wichtig zu wissen ist, daß nach derzeitigem Kenntnisstand ein Carrier ebenso wie ein Non-Carrier zu keiner Zeit eine CEA aufweisen kann.

affected

Carrier

Non-Carrier

 Go-normal / milde CEA / schwere CEA

Nicht erkrankt

Nicht erkrankt

Der Schweregrad der Erkrankung eines affected Hundes, d.h. ob der Hund ein Go-normal wird, eine milde CEA oder höhergradige Ausprägungen entwickelt, scheint noch von weiteren Genen abzuhängen. Diese genetischen Zusammenhänge sind momentan noch Gegenstand der Forschung.

Mittlerweile ist es möglich, Collies genetisch auf das Vorhandensein der für die CEA verantwortlichen Gene zu testen. Notwendig für die Testdurchführung ist eine Blutprobe oder ein Abstrich aus der Maulschleimhaut. Angeboten wird der Gen-Test u.a. bei den Firmen Optigen (www.optigen.com), Laboklin (www.laboklin.de) oder Genomia (www.genomia.cz) (diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit!).

Der genetische Test auf CEA kann –und soll- die Augenuntersuchung nicht ersetzen, sondern ergänzen, denn nur die Augen-untersuchung zeigt den tatsächlichen Schweregrad der Veränderungen bei einem affected Hund; des weiteren werden die Augen ja gleichzeitig auf Zeichen von Progressiver Retina Atrophie (PRA: fortschreitender Netzhautabbau) und Katarakt (Linsentrü-bung) untersucht .

Mit dem Gen-Test hat man die Möglichkeit, auch bei Collies, die erst nach Überschreiten der 9. Woche tierärztlich untersucht worden sind, festzustellen, ob und in welchem Umfang ein möglicher Zuchtkandidat ein Gen für die CEA vererben wird. Der große Vorteil der Gen-Untersuchung ist also, daß man einen Go-normal (der ja stets affected ist!) in jedem Lebensalter von einem Non-Carrier und einem Carrier unterscheiden kann.

Auf diese Art und Weise wird es für den verantwortungsvollen Züchter möglich, durch gezielte Anpaarung von Generation zu Generation den CEA-Status unserer Zuchttiere zu optimieren und langfristig auf diese Weise die CEA zu bekämpfen, ohne dabei gleichzeitig andere wichtige Zuchtziele wie die Bekämpfung weiterer erblicher Erkrankungen, Wesen, Gangwerk, Körperbau, … aus dem Auge zu verlieren.

 Hier ist ein Überblick über den dominant-rezessiven Erbgang für die Vererbung der CEA:

Vater/Mutter

Mutter/Vater

 

Welpen

 

 

 

affected

Carrier

Non-Carrier

 

 

affected

affected

100%

 

 

 

affected

Carrier

50%

50%

 

 

 

affected

Non-Carrier

 

100%

 

Carrier

Carrier

25%

50%

25%

 

Non-Carrier

Carrier

 

50%

50%

 

 

Non-Carrier

Non-Carrier

 

 

100%

 

(©DMS  Jan 2010; die Grafiken entstanden mit der freundlichen Genehmigung der Autorin in Anlehnung an das Buch The Collie-A veterinary reference for the professional breeder von Dr. Sharon Vanderlip, Neuauflage in Vorbereitung; vielen Dank!)